Schulbesuch der Staatlichen Gemeinschaftsschule Weimar

Weimar, 13. Dezember 2022

Am 13. Dezem­ber 2022 konn­te Regio­nal­bi­schö­fin Dr. Frie­de­ri­ke Speng­ler den kon­fes­sio­nell-koope­ra­ti­ven Reli­gi­ons­un­ter­richt der Staat­li­chen Gemein­schafts­schu­le Wei­mar erle­ben. Die­se Schu­le zeich­net sich durch ein beson­de­res päd­ago­gi­sches Kon­zept aus.

Das Schul­le­ben wird mit­hil­fe des Schul­ent­wick­lungs­kon­zepts „Jena­plan” gestal­tet. Im Zen­trum ste­hen „Selbst­tä­ti­ges Arbei­ten”, „Koope­ra­ti­on und Gemein­schaft­li­ches Leben” sowie die „Mit­ver­ant­wor­tung der Schüler:innen und ihrer Eltern”. Hin­zu kommt in Wei­mar die Idee, dass Men­schen bes­ser ler­nen, wenn sie sich in durch­misch­ten jahr­gangs­über­grei­fen­den Stamm­grup­pen begegnen.

Die­ser struk­tu­rell ange­leg­te Umgang mit Hete­ro­ge­ni­tät soll die Basis für die kon­fes­sio­nel­le Koope­ra­ti­on des Reli­gi­ons­un­ter­richts bil­den. Der Unter­richt wird von der evan­ge­li­schen Gemein­de­päd­ago­gin Kori­na Fischer-Wie­gand und dem staat­li­chen katho­li­schen Reli­gi­ons­leh­rer Juli­an Bött­cher ver­ant­wor­tet. Im Team­tea­ching wird der Unter­richt der 7.–9. Klas­se gemein­sam geplant und ver­ant­wor­tet. Durch die bei­den Lehr­kräf­te, die zur glei­chen Zeit in der glei­chen Grup­pe unter­rich­ten, wer­den die kon­fes­sio­nel­len Unter­schie­de fass­bar und das Gemein­sa­me deutlich.

Der Reli­gi­ons­un­ter­richt kurz vor Weih­nach­ten ver­band das Nach­den­ken über die escha­to­lo­gi­schen Dimen­sio­nen pro­phe­ti­scher Tex­te mit den Hoheits­ti­teln Mari­as. Den Schüler:innen wur­de deut­lich, dass die zuge­spro­che­nen Titel wie Got­tes­mut­ter, Magd des Herrn, Jung­frau, Him­mels­kö­ni­gin etc. für bestimm­te theo­lo­gi­sche Über­le­gun­gen ste­hen, die man „katho­lisch” oder „evan­ge­lisch” zuord­nen kann. Dar­über hin­aus wur­de klar, dass das bibli­sche Zeug­nis das gro­ße Band der Kon­fes­sio­nen dar­stellt bzw. die Quel­le ist, die alle ver­bin­det.
Am Ende waren alle auf­ge­for­dert, die eige­ne Posi­ti­on zu for­mu­lie­ren und mög­li­che Ver­än­de­rungs­pro­zes­se zu reflek­tie­ren. Die unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven führ­ten bei allen zu einer bewuss­ten Wahr­neh­mung der Maria. Die einen wähl­ten am Ende einen neu­en Hoheits­ti­tel. Ande­ren wur­de die Bedeut­sam­keit der eige­nen Kon­fes­si­on wich­tig. Hier wur­de in über­zeu­gen­der Wei­se gemein­schaft­lich an Kom­pe­ten­zen reli­giö­ser Sprach­fä­hig­keit gearbeitet.

Die Idee, den Unter­richt durch zwei Leh­rer machen zu las­sen, ist gut. Da fin­det der in jedem Fall statt, und es gibt nicht die­ses stän­di­ge Ver­tre­ten und alles ist anders.

Wenn man reli­gi­ös ist, also evan­ge­lisch, hat man Kon­fir­man­den­un­ter­richt. Das sind nur zwei Jah­re. Ich fin­de es wich­tig zu wis­sen, was man da zu ste­hen hat, wenn man getauft ist. Dafür ist der Reli­gi­ons­un­ter­richt gut.

Ich füh­le mich durch den Unter­richt nicht in eine Rich­tung gedrängt. Man kann katho­lisch, evan­ge­lisch oder Ethik wäh­len. Ich bin frei­wil­lig hier. Ich will das lernen.

Reli­gi­ons­un­ter­richt an sich ist gut. Du kriegst noch mal ande­re Sicht­wei­sen mit. Du lernst was über Glau­ben. Auch wenn ich selbst nicht getauft bin.

Zwei Sachen: Mit ist wich­tig, dass wir hier so eine gute Gemein­schaft sind. Und wir reden auch nicht nur über uns, son­dern auch ganz viel über ande­re Gemein­schaf­ten und Religionen.

Im Gespräch mit Schul­lei­te­rin Ilka Drew­ke wur­de deut­lich, dass die unter­richts­or­ga­ni­sa­to­ri­schen Her­aus­for­de­run­gen des kon­fes­sio­nel­len Reli­gi­ons­un­ter­richts zuwei­len zu einer Nicht­er­tei­lung füh­ren.
Die Optio­nen einer Koope­ra­ti­on ermög­li­chen in ihren Augen den Rech­ten der Kin­der auf Ertei­lung von Reli­gi­on zu ent­spre­chen. Zugleich zei­gen sich spür­ba­re Effek­te in der Schul­kul­tur.
Die Mög­lich­kei­ten des Jena­plan­kon­zep­tes kön­nen hier voll aus­ge­spielt wer­den. Die Schlüs­sel des Gelin­gens lie­gen in den päd­ago­gi­schen Grund­hal­tun­gen des Kol­le­gi­ums, zum Woh­le der Kin­der agie­ren zu wol­len, sich der Sinn­haf­tig­keit des eige­ne Wir­kens bewusst zu blei­ben, offen mit­ein­an­der über alles spre­chen zu kön­nen und sich als Teil einer ler­nen­den Gemein­schaft zu verstehen.