Fünf-Jahres-Statistik
zum Evangelischen Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt ist der Religionsunterricht in Landesverfassung, Schulgesetz und Kirchenverträgen umfassend geregelt und selbstverständlicher Teil der schulischen Bildung. Andererseits sind die gesetzlich verankerten Regelungen in den letzten drei Jahrzehnten nicht flächendeckend umgesetzt worden. An seiner Situation zu Zeiten der ersten Besuchsreise 2003/2004 hat sich kaum etwas verändert. Er spielt im Fächerkanon eine marginale Rolle. Der akute Lehrkräftemangel verschärft die Situation. Diese Problemlage gilt besonders im Bereich der Grundschulen. Hier gibt es im Evangelischen Religionsunterricht eine besonders große Zahl kirchlicher Lehrkräfte, die etwa 60% aller Unterrichtsstunden verantworten. Von den Schüler:innen erhalten die kirchlichen Mitarbeiter:innen in der Regel gute Noten für ihren Unterricht, für ihr tagtägliches Engagement, ihre Kreativität, ihre besondere Rolle im Schulleben und ihren Kontakt zu Kolleg:innen und Eltern.
Landeskirchenamt der EKM, 2023
Die Anzahl der Schüler:innen an den staatlichen Schulen Sachsen-Anhalts steigt über alle Schularten hinweg seit Jahren kontinuierlich an. Allerdings nimmt die Beteiligung am evangelischen Religionsunterricht immer weiter ab. Im Schuljahr 2022/23 besuchen 13,5 Prozent der Schüler:innen den evangelischen Religionsunterricht.
In diesem Schuljahr werden zusätzlich ca. 6000 ukrainische Schülerinnen und Schüler in den Schulen des Landes Sachsen-Anhalt unterrichtet, die in der Regel am Ethikunterricht teilnehmen.
Ein Rückgang der Teilnehmenden ist vor allem in den Grundschulen zu verzeichnen, weil es dort immer mehr Schulen ohne Religionsunterricht gibt. Für viele Schüler:innen stellt das Fach evangelische Religion eine Erstbegegnung mit Religion dar. Durch den Mangel an Lehrkräften und der schwierigen generellen Unterrichtsversorgung wird der Religionsunterricht an Grundschulen zunehmend einstündig erteilt. In der Wahrnehmung der Schüler:innen ist Einstündigkeit ein Zeichen von geringer Relevanz. So hat die Intensität des Angebots ebenfalls Auswirkungen auf das Teilnahmeverhalten.
Unübersehbar ist auch, dass der Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt besonders im Grundschulbereich in hohem Maße von kirchlichen Mitarbeiter:innen erteilt wird. Gemeindepädagog:innen sind im ländlichen Raum oft an mehreren Grundschulen unterwegs. Durch den staatlichen Lehrkräftemangel steigt derzeit der Bedarf an kirchlichen Lehrkräften. Die Kirchenkreise können angesichts der Personalsituation und der Altersstruktur der Mitarbeitenden die Bedarfe durch Gestellung nicht mehr abdecken. Das hat dazu geführt, dass im vergangenen Schuljahr etwa 1300 Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt keinen evangelischen Religionsunterricht erhielten, obwohl sie sich dafür angemeldet hatten.
Seit einigen Jahren stagniert die Einrichtung des Religionsunterrichtes. Dies betrifft besonders die Sekundarschulen, Förderschulen und berufsbildenden Schulen. Lediglich an den Gymnasien wird Religionsunterricht flächendeckend erteilt.