Ökumenischer Schulbesuch der Landesschule Pforta
Naumburg, 6. Oktober 2022
Am 6. Oktober 2022 besuchten Bischof Dr. Gerhard Feige, OKR Matthias Kopischke und Landesbischof Friedrich Kramer einen Religionsunterricht in konfessioneller Kooperation in der sachsen-anhaltinischen Internatschule Schulpforta in der Nähe von Naumburg. Diese Schule blickt auf eine sehr lange Tradition zurück.
Momentan leben und lernen ungefähr 300 Jugendliche an der Landesschule Pforta. Sie kommen aus dem ganzen Bundesgebiet. Jede:r kann ganz nach der individuellen Begabung und eigenen Interessen zwischen einem musikalischen, einem naturwissenschaftlichen und einem sprachlichen Zweig wählen. Der Zugang zur Schule führt nur über eine differenzierte Aufnahmeprüfung und eine hohe eigene Motivation.
Der Evangelische Religionsunterricht wird von Susanne Riemer-Ranscht verantwortet, der katholische Religionsunterricht von Uta Flöter. Beide stimmen ihre didaktischen Jahresplanungen aufeinander ab. Momentan entwickeln sie vor allem den Unterricht in der Sek I, bis hin zur Einführungsphase des Abiturs in Klasse 10. Am Kompetenzschwerpunkt Ethik wird in diesem Schuljahr unter Anleitung von Frau Flöter gearbeitet, den Kompetenzschwerpunkt Eschatologie begleitet Frau Riemer-Ranscht. Durch die kontinuierliche Arbeit in den Lerngruppen und den Wechsel der Lehrkräfte soll zum einen die Nähe beider Konfessionen betont und zugleich die konfessionellen Unterschiede sichtbar und reflektierbar gemacht werden.
Nach der Begrüßung durch Schulleiterin Frau Volkmann führte eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern die Besucher:innen über das Schulgelände und durch einzelne Schulgebäude. Schon hier zeigte sich das besondere Profil dieser Schule, in der Leben und Lernen über das Internat eng miteinander verwoben sind. Dabei muss auch den spirituellen Bedürfnissen der jungen Menschen Rechnung getragen werden. Darum sorgen sich der Leitungskreis der Schulgemeinde und Schulpfarrer Daniel Schilling-Schön.
Die leitenden Geistlichen Bischof Dr. Gerhard Feige und Landesbischof Friedrich Kramer besuchten den konfessionell-kooperativ organisierten Religionsunterricht der 10. Klassen. Die katholisch verantwortete Gruppe arbeitete zum „Wert der Arbeit”, die evangelische Gruppe zur unterschiedlichen Wahrnehmung von Zeit im Kontext jüdischer Weisheitstexte. In den sich anschließenden Gesprächrunden mit den Bischöfen wurde immer wieder die Bedeutung der Vielfalt in den Lerngruppen betont und wie sehr der Austausch über die konfessionellen Grenzen hinweg neue Perspektiven erschließen würde.
Wäre es möglich gewesen, in der Geschichte der Menschheit, irgendeine Form von Religion zu vermeiden?
Hier kann ich erfahren, wie es anderen Leuten in meinem Alter mit ganz bestimmten Fragen geht.
KoKoRu: Da geht es vor allem um die Nähe zwischen den beiden christlichen Teilen. Im Unterricht selbst merke ich keinen großen Unterschied.
Im Religionsunterricht sitzt man aus Überzeugung. In Ethik sitzt man, weil man irgendwas machen muss.
In meiner alten Schule hatte ich immer den Eindruck, dass es mir peinlich sein muss, dass ich glaube. Das hat mir nicht gut getan. Die Differenzen in den Konfessionen sind spannend. Da müsste mehr aufgeklärt werden.